"Die Versöhnung muss bei der Kirche anfangen." "Ist Versöhnung in Rwanda möglich, so ist sie überall möglich." Das sind zwei von den wichtigsten Aussagen, die vor meiner Kamera fallen. Beide verleihen der rwandischen Tragödie eine universelle Bedeutung und eine hoffnungsvolle Note. Im Dok zur Rolle der Kirche beim Genozid und im Versöhnungsprozess in dem kleinen ostafrikanischen Land kommen unterschiedliche Menschen zu Wort: Zeitzeugen Hutus, Tutsis und Europäer, Angehörige der Opfer und ehemalige Mörder, Friedenstifter und Wissenschaftler. Eines scheinen sie alle zu bezeugen: die Kirche ist zu allem fähig – im Bösem und im Gutem. Die Geschichte macht auch deutlich, dass bereits ein Einzelner eine Menge zu bewirken vermag. Solchen "Einzelkämpfern" ist dieser Film gewidmet. Eine besondere Rolle kommt dabei einem rwandischen Facharzt in Gynäkologie und Geburtshilfe zu, der 1994 in Stans, Nidwalden, die Spezialisation abschliesst. Der Mediziner und überzeugter Christ wird in den Monaten nach dem Genozid zum wahrhaftigen Geburtshelfer der Versöhnung.
2018 reiste ich nach Rwanda, um das Thema kirchlicher Verantwortung für die Geschehnisse in diesem Land zu vertiefen und filmisch zu dokumentieren.
Dieser Reise ist ein Besuch in Detmold vorausgegangen, wo 1996 ein bahnbrechender Schritt der Versöhnung getan worden ist: für über 20 Jahre das einzige christliche Schuldbekenntnis bezogen auf den Genozid in Rwanda. Nicht nur die Hutus bitten darin um Vergebung, sondern auch die Tutsis (Opfer des Genozids!) und die westlichen Christen entschuldigen sich für ihre Vergehen. Das Bekenntnis von Detmold bringt in Rwanda eindrückliche Früchte hervor. Aber bis eine Umarmung zwischen dem Täter und einem Angehörigen der Opfer möglich ist, muss ein langer Weg zurückgelegt werden.